Die Stachelschweine

Ich habe Angst vor echter Nähe und ein starkes Verlangen danach. Wenn ich diese Nähe haben würde, dann fühle ich mich verloren, deswegen traue ich mich nicht an jene Frauen heran, die zeigen dass sie gesund sind und Nähe möchten. Freundliche gute Gesichter lassen mich erkennen dass mir ihre Nähe und Gesundheit sofort zu viel werden würde. Ich gehe nicht in Beziehungen die gesund sein könnten. Denn Gesund sein wie die Gesellschaft es darstellt heißt, dass man mit einem Partner alles teilt und sich eine unbewusste Sache abspielt und sich verselbständigt. Dass man auf unbewusster Ebene miteinander verbunden ist. Der Instinkt erhält mehr Macht als ich ihm zugestehen möchte. Ich habe Angst die Kontrolle zu verlieren und wenn es passiert, dann suche ich sofort wieder Distanz herzustellen. So finde ich Verständnis für “Nähe mit Distanz” und doch bin ich nicht stabil, sondern instabil und suche nach denen die sich stabil zeigen um ihnen die Stabilität auszureden. Für was? Wenn ich mich wohl fühlen würde in der Instabilität, dann müsste ich andere nicht von ihrer Stabilität abbringen. Ich suche nach jenen die streitbar sind. Das tut mir nicht gut.

Ich suche daher nach jenen die mir vom Wesen her ähnlich sind und sich so zu erkennen geben. Dann erkenne ich, dass sie keine Nähe tolerieren und dies auch kommunizieren, im Gegensatz zu mir. Ich fühle mich zu ihnen hingezogen, weil sie mir ähnlich sind. Sie sind in einer authentischen Position. Ich empfinde es als Mangel keine Nähe tolerieren zu können und nehme es mir selbst übel. Ich versuche diesen Personen dann zu zeigen, dass Nähe wichtig ist und dass sie ihre Distanziertheit ablegen müssen, als würde ich es mir selbst beweisen wollen. Ich habe bei meinen Eltern gelernt, dass man gut ist, wenn man vermittelt. Dass man gut ist, wenn man einen Ausgleich schafft und zwei unvereinbare Pole versucht zusammenzubringen, daher versuche ich immer wieder Situationen zu lösen indem ich so tue als gäbe es zwei Seiten und als ob der andere mit seiner einen Seite nicht bereits vollkommen ok ist. Dann kann ich es lösen und der andere mag mich dafür. So sehe ich es. Ich missbrauche den anderen dadurch als Proxy für meine eigenen Probleme. Durch das Wissen dass diese Menschen mich nicht an sich ranlassen, führe ich mich auf wie jene Personen die damals etwas von mir wollten und die ich nicht ranlassen konnte bzw. abgewiesen habe. Ich agiere das nochmal aus, was mir damals wiederfahren ist aus Sicht der anderen Person, ohne mir das bewußt ausgesucht zu haben. Alle sind stark nur ich schwanke. Jene die Nähe sind, bringen mich aus dem Gleichgewicht. Jene die Distanz sind, bringen mich aus dem Gleichgewicht. Immer bin ich derjenige der sich dazu berufen fühlt, den anderen die Unvollständigkeit ihres Wesens beweisen zu müssen, da ihre Stärke ein Affront für mich darstellt, weil ich meine Schwächen an mir selbst nicht verordnen kann und weil ich denke dass Menschen mich mögen, wenn ich ihnen einen Mangel konstruiere und mich anstrenge diesen konstruierten Mangel für sie zu lösen. Jene die Nähe sind, haben nie versucht mir etwas zu beweisen, sie waren einfach so. Jene die Distanz sind, haben nie versucht mir etwas zu beweisen, sie waren einfach so. Ich suche nach jenen die streitbar sind. Das tut mir nicht gut.

Ein Gedanke zu „Die Stachelschweine“

  1. Lese die Texte immer wieder, ist so ein ADS-Ding 🙂
    Na, Du scheinst wohl wirklich fasziniert von unserer Sorte zu sein. Wenn man nicht zu fest zieht, dann entfernen wir uns auch nicht allzu sehr und bleiben in der Nähe… so genug geschrieben, schwach auf den Beinen. Aber wie immer schön geschrieben 🙂

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