Der Zirkel.

Ausgelaugt, einsam. Ausgezehrt. Dann bin ich ehrlich und lieb. Ich pflege Liebe und Einfühlsamkeit und lasse mir Zeit um zu reflektieren und zu verstehen. Mir ist plötzlich klar, dass ich in derjenigen Welt angelangt bin, wo eine Kommunikation möglich ist, aber niemand ist da. Es ist diese reale Welt, wo ich kurz echt bin. Wo man nah an den Schmerzen ist. Wo Menschen sich treffen können ohne Masken, für kurze Zeit. Ich sende Signale aus. Dann vergeht die Zeit und ich warte. Das Warten härtet mich ab. Die Zeit spült und schleift wie Wasser in meine inneren Hände und da wo ich Träume pflege und achtsam bin, spült sie mir die Träume doch wie Sand aus den Händen. Besonders zwischen Herbst, Winter und Frühling. Ich erkalte und vergesse. Nicht weil man mich vergisst oder ich loslassen wollte. Sondern einfach weil zu viel Zeit vergeht und zu viele neue Eindrücke hinzukommen.

Dann kommt eine Antwort. Ich bin mittlerweile woanders. Ich habe vergessen was ich reflektiert habe. Ich bin mittlerweile an einem anderen Punkt in meinem Leben. Genau dann wenn ich an diesem anderen Punkt bin, kommt die Antwort, eine Möglichkeit. Ein Portal. Ich kann mich nicht zurückdehnen. Die Mühe reicht mir nicht und ich haste nur oberflächlich herum, dehne und drehe mich zurück um eine Pflicht einzulösen und meine Treue zu versichern. Die Person will die leere Treue nicht. Ich bin traurig, dass für die Person die Treue keinen Wert hat, sondern nur das “Happening”. Die Person will das “Happening” und zwar sofort und ohne Aufschub genau in dem Moment wo ich nicht mehr bereit für das Happening bin, weil zu viel Zeit vergangen ist. War es ein Tag zu viel oder eine Woche zu viel. Genau kann man es nicht sagen, aber ungefähr war es knapp zu viel Zeit. Ich bin zu kalt um noch wütend zu werden oder der Person Vorwürfe zu machen. Ich vestehe nicht, warum die Person auf mir herumtrampelt. Ich weiß dass die Person nicht wirklich auf mir herumtrampelt, aber es fühlt sich für mich so an. Ich fühle mich ausgelaugt und einsam.

Dann geht es wieder von vorne los. Dieses mal fühle ich mich ein Stück mehr wie ein Zuschauer und bin nicht mehr mit so viel Herz dabei wie beim letzten Mal, dafür mit mehr Trotz und zwischendrin splittert das Ego durch und möchte gerne den versprochenen Zucker haben. Denn man sieht ab und zu, dass es da Zucker gibt in den Träumen. Wenn die Sprache zu dumm ist und die Träume zu einfach, dann kommt die Wut hoch beim Gegenüber. Plötzlich wird reden anstrengend und der Austausch zu einem Scharmützel zwischen Schützengräben. Eine Demonstration von meinem Herzblut ist erforderlich. Eine Probe von meinem Blut als Beweis für meinen Wert. Ich kann das nicht abgeben (absichtlich kontextuell falsch geschrieben). Ich spüre doch nichts mehr – mein inneres Gegenüber greift in mein Schreiben ein und belegt das Geschriebene mit trojanischen Pferden; Das Verlangen der Probe verdrießt mir das “Happening”. Die Prüfungen sind niemals vorbei. Mein Blut ist derzeit wertlos geworden. Es hat erst wieder Wert, wenn Zeit vergeht und meine Kraft zurückkehrt. Der Vampir saugt immer dann, wenn kein Blut mehr da ist, oder das Blut wertlos geworden ist. Ich halte ihm immer den leeren Hals hin und fühle mich wie ein Betrüger. Dann hasse ich mich wieder für meine übertriebene Präzision. Wie ein Uhrwerk reagiere ich auf mein Gegenüber. Ich gehe einen selbstgewählten Weg der aus den Momenten besteht die ich auf die Art und Weise auskoste oder verlängere, dass sie die notwendige Art von Distanz auf genau die Weise beibehalten um genau das zu verhindern, was mich möglicherweise überraschen könnte.

Jetzt habe ich dies fertig geschrieben. Es fühlt sich an, wie das Betrachten eines gepressten Insekts oder eines getrockneten Schmetterlings, der in ein Buch gelegt wird, in dem bereits andere solche vertrockneten Momentaufnahmen des Lebens für eine spätere erneute Betrachtung abgelegt wurden. Dann sehe ich mich selbst von außen und sehe wie ich selbst abgelegt werde in ein Haus in dem auch andere Menschen abgelegt werden, für eine spätere erneute Betrachtung.

Ein Gedanke zu „Der Zirkel.“

  1. So tief, Du hast Dinge erlebt, dass es mein Herz berührt, da ich oft genau so gefühlt habe und immer noch an knabbern bin. Habe selten, eigenltlich noch nie einen Mann getroffen, der so schreiben kann. Da fühle ich mich als ein kleiner Schulknabe mit verlöcherten Socken vor seinem Meiter! Hut ab! 🙂

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