In dem Buch/Comic „Akron/Voenix – Dantes Inferno 01. Die Fische-Vorhölle“ werden Trugbilder aufgeführt, die einem dabei helfen eigene Sichtweisen zu hinterfragen um (Selbst)Lügen aufzudecken. Ich habe hier im Blog oft über die Emotionalfelder „Retten“ und „Ungeliebt“ geschrieben und mich selbst damit identifiziert, die Geliebte retten zu wollen und mir das auch eingeredet. Im obigen Buch wurde mir durch die Geschichte über „Schneewittchen“ und wie sie darin dargestellt wurde nochmal klar, dass es mehr darum geht dass ich gerettet werden will.
Zuerst kommt das Gefühl und die Ohnmacht hervor, wenn man sich vorstellt, dass der Andere / die Geliebte die eigene Welt um so vieles schöner machen könnte und man sich mit ihr geborgen und sicher fühlen könnte (wie in einem Uterus). Es ist daher eine Sehnsucht danach umsorgt und sicher zu sein, mit einem Menschen von dem man glaubt, dass er dies für einem tun kann. Man sehnt sich danach „kleiner“ als die Geliebte zu sein, geringer oder nutzbar für sie, um dann von ihr gerettet zu werden. Nun baut man diese Idee auf, dass man derjenige ist, der sie rettet um sich bei ihr beliebt zu machen (so glaubt man). Beispielsweise indem man ungefragt überall Hilfe für Thematiken anbietet, mit denen die Geliebte selbst Probleme äußert. Dieses übermässige Interesse ist von Angst begleitet, abgewiesen oder zurückgewiesen zu werden. Außerdem kann man selbst dies nicht ohne „überflutet“ zu werden leisten. Man wird bei diesem übermäßigen Helfen wie ein Glas mit Wasser überfüllt. Das Wasser läuft dann über, in dem Sinne dass man emotional instabil wird bzw. indem man dann hilft ohne richtig zu helfen – eben Dinge tut ohne nachzudenken (kopflos), weil der Kopf / das Glas mit Wasser (Emotionen) überfüllt ist.
Im Buch wurde die Situation mit der Märchenfigur „Schneewittchen“ dargestellt.
– Schneewittchen stellt sich dem Protagonisten als Eretterfigur dar, mit welcher er im Paradies sein kann, da der Protagonist sich angesichts seiner Sehnsucht und Ohnmacht (Einsamkeit, Verlorenheit in der Welt) danach sehnt sozusagen in dieser Figur (wie in einem Uterus) sicher und geborgen zu sein und die Anziehung zu der schönen Schneewittchen ihn auch dazu antreibt, dies erreichen zu wollen.
– Schneewittchen selbst hat Angst und Ablehnung gegenüber diesem Bestreben, da sie dies nicht aushalten kann und es zu viel für sie ist. Sie entflieht sozusagen davor, aber zieht es gleichzeitig auch an.
– Die böse Stiefmutter ist selbst Teil von Schneewittchen, da sie sich dies selbst antut, dass sie verstoßen ist, auch wegen einer ihr eigenen Ohnmacht. Der vergiftete Apfel sei die gefühlte Ohnmacht: die Einsamkeit, Verlorenheit in der Welt.
– Der Protagonist ist im Buch selbst auch Schneewittchen, da er sich in sie auch gleichzeitig hineinversetzt. Er trägt ja auch selbst die böse Stiefmutter in sich.
Es ist nun auch klar, dass die Emotionalfelder „Retten“ und „Ungeliebt“ eigentlich zwei Seiten desselben sind. „Ungeliebt“ eben die emotionale Situation der Stiefmutter mit dem vergifteten Apfel und die Ohnmacht die man im Sein (in der Welt) für sich wahrnimmt; sei es als Stiefmutter selbst oder als das vergiftete Schneewittchen. Das „Retten“ sei die Seelenreinheit der Schneewittchen und der zugehörige Retter, die darauf hoffen gemeinsam die Waage sozusagen in die andere Richtung zu bewegen um die Ohnmacht zu lösen; und dass sich beide dann wie im Paradies fühlen. Diese Dreiheit ist wie verwoben miteinander.
Hierzu fand ich kürzlich auch das Bild „Spell IV“ von H.R. Giger, welches diese Verwobenheit auch so ähnlich darstellt. Vielleicht schreibe ich hierüber auch noch einen Beitrag auf dem Blog. Ein paar Überlegungen hierzu: Wir blicken unseren eigenen Unzulänglichkeiten oft nur ungern ins Auge und dieses symbolische Bild führt uns nochmal vor Augen, dass wir auch böses tun können, ohne dies zu wollen. Das (unbewusst) böse/dunkle (wird erst später als böse erkannt, indem es seine Taten in der Realität als schädlich erkennt) in einem Selbst bringt hier auch Traumbilder/Wünsche/Sehnsüchte/Welten hervor, von denen man nicht weiß, ob sie ein Paradies oder eine Hölle sind / sein können. Diese Flamme der Imagination, kann unkontrolliert auch verbrennen oder schaden.
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Desweiteren wurde eine andere Situation im Buch beschrieben, in welcher der archetypische Held ein Unterseemonster bezwingt. Nach diesem Sieg geht er eine lange hohe Treppe hinauf und wird oben dann sozusagen ein König (gekrönt). Der Protagonist erkennt dann jedoch, dass dieser König (er selbst) befangen von seinen eigenen Erkenntnissen ist, die nicht tragfähig und sicher sondern nur eingebildet sind. Somit nimmt dann er (der Protagonist) diesen König (eine Sichtweise auf die Welt) in sich selbst (in einem höheren Bewußtsein) auf (quasi ist er nun das größere Unterseemonster des höheren Bewußtseins, dass den König bezwingt / aufnimmt).
Auch mit dieser Situation kann ich mich im Bezug auf meinen Blog natürlich sehr gut identifizieren. War es ja auch so, dass ich zu Beginn den Weg gegangen bin, mir wiedrige Umstände und eigenes Unbewußtes zu vergegenwärtigen und somit zu bezwingen. Diese Abgehobenheit führte jedoch dazu, dass ich Sichtweisen aufbaute, die nicht der tatsächlichen Wahrheit entsprechen, sondern die mich nun primär in Sicherheit wiegen (wie bei einem König der über ein Land herrscht, muss diese Sicht auch mit Gewalt verteidigt werden). So stehe ich nun eben auch vor der Situation, die Sicherheit meiner hier an manchen Stellen im Blog aufgebauten Sichtweisen wieder radikaler zu hinterfragen, eben auch weil sie oftmals stark durch Sehnsucht, Trugbilder und eigene Rettungswünsche entstanden und für diese verteidigt wurden.