Das folgende Schaubild stellt die Zusammenhänge aus dem Buch „Die Gewalt des Heiligen: Legitimation souveräner Macht“ von Claudia Simone Dorchain dar, so wie ich sie verstanden habe. Es ist lediglich meine persönliche Interpretation und wenn Copyrights vorhanden sind, liegen diese bei der Autorin. Das Diagramm bildet die deprivierenden und im Hintergrund wirkenden Effekte nicht im Detail ab, gibt jedoch einen kurzen Überblick über die Prozesse. Ein Klick auf das Diagramm vergrößert die Ansicht, so dass es lesbar wird.
Ich möchte in Anlehnung an dieses Diagramm und mit Bezug auf die Thematik meines Blogs die Figur des „Romantikers“ betrachten. Fernando Pessoa schrieb in seinem Buch der Unruhe über ihn folgendes (ich habe die Punkte auf die ich mein Augenmerk richte fett hervorgehoben):
„… [53] Als das Christentum wie eine Sturmnacht, auf die der Tag folgt, über die Seelen hinwegfegte, spürte man die Zerstörung, die es unsichtbar anrichtete, ihr ganzes Ausmaß aber sah man erst, als es bereits vorüber war. Einige meinten, der eigentliche Schaden sei durch sein Verschwinden entstanden; doch den Schaden hat es nur offenbart und nicht verursacht. Und so blieb in dieser Welt der Seelen der Schaden sichtbar und das Unglück offensichtlich, und keine Nacht deckte sie zu mit falscher Liebe. Die Seelen sahen sich, wie sie waren. Daraufhin befiel die noch jungen Seelen jene Romantik genannte Krankheit, jenes Christentum ohne Illusionen, ohne Mythen, nackt und im Wesen dürr und krank. In all ihrem Elend verwechselt die Romantik das, was wir benötigen, mit dem, was wir uns wünschen. Wir alle benötigen Dinge, die für das Leben, seine Erhaltung und seinen Fortbestand unerläßlich sind; wir alle wünschen uns ein vollkommeneres Leben, das Glück schlechthin, die Erfüllung unserer Träume und […] Es ist menschlich zu wollen, was wir benötigen, und ebenso menschlich zu wollen was wir nicht benötigen, was uns aber wünschenswert erscheint. Krankhaft hingegen ist, wenn wir uns, was wir benötigen und was uns wünschenswert erscheint, gleich inständig wünschen und an der mangelnden Vollkommenheit leiden, als mangele es uns an Brot. Das genau ist das Elend der Romantik: sie will nach dem Mond greifen – als ließe er sich herunterholen …“
Dieses Elend dass den Romantiker befällt (welches Pessoas Hauptfigur Bernardo Soares in seinem „Tagebuch“ als krankhaft bezeichnet), erscheint ihm selbst als Ohnmacht (Schuld), welche wir im oberen Diagramm erkennen können. Er leidet daran und flüchtet sich in seinem Leid in „das ersehnte Heilige“. Der Romantiker infolgedessen ist gefährdet eine Spaltung in seiner Seele zu erleben, die sich eben gerade aus dem Erfahren der Opferrolle und daraus folgende, dem Objektivieren seines Subjekts zu Gunsten einer gefühlten Ermächtigung als Akteur der Gewalt (Gewalt des Heiligen) um sich nicht mehr als Opfer zu spüren.
Viele Verbrecher die unsere Welt verändern und transformieren wollen, sind auch Romantiker, aber zudem ruchlos, denn sie wollen ihre Ziele in der Welt ohne Rücksicht verwirklichen. Sie sind getrieben von dem Wunsch der Transformation dieser Welt im Bezug auf ein „höheres Gut“ in der Zukunft – sei es die Raumfahrt der Menschen, die Veränderung des Menschen in seiner Natur (der Antrophos – die Verfasstheit des Menschen in der Welt der Ideen).
Auf meiner Webseite wurden schon oft die Farben Rot und Blau als gegensätzlich verwendet, so auch im obigen Diagramm. Noch ein paar Überlegungen hierzu, im Zusammenhang mit gnostischen Denkweisen (siehe Texte zu Barbelo, Nag-Hammadi, Thunder Perfect Mind,…).
– Unser Planet die Erde erscheint im schwarzen Weltall als blauer Planet.
– Der sich so als sich selbst wahrnehmende sieht zu tief in sich hinein und erkennt die Leere (Void), auch als Schwarz dargestellt.
– Diese Realisation der eigenen Verlorenheit setzt die Farbe Rot in Gange, die sich durch übermäßiges Eigenerwärmen im sich selbst wahrnehmenden vollzieht (wie eine „allergische“ Gegenreaktion auf die Bedrohung der Leere).
– Die Erde erhitzt, die Erde hat das Potential einer Vernichtung, die sich im Feuer realisiert. Sei es das Feuer einer atomaren Katastrophe oder einer Klimaerwärmung.
– Die Verursacher sind die vorherrschenden Geister der Erde (derzeit die Menschen), deren bewußte Wahrnehmung der Leere sie aus der Balance gebracht hat.
– Im gnostischen Zusammenhang wäre sogar die Inkarnation in dieser Existenz verursacht durch das Herabsteigen des Göttlichen im Wunsch nach dem Erkennen des Ewigen. Dieses Erkennen wollen des Ewigen wäre dann die Realisation des Wunsches gegenüber dem einfach Sein. Der Mensch als Erfinder von Geschichten mag dies wirklich erlebt, oder im Nachinein als Geschichte für sich selbst erfunden haben, um die Existenz in dieser Welt für sich zu rechtfertigen oder ein Narrativ zu bekommen, dass ihm hilft zu begreifen warum er hier ist.
Es soll nicht der Romantiker als Schuldiger klassifiziert werden(weil er sich schuldig an sich selbst macht), auch wenn ich diese Beweisführung hier gegangen bin. Es soll lediglich aufzeigen, dass der Romantiker einer Gefährdung ausgesetzt ist die sich in einem Konflikt von Wünschen und Werten äußert. Wertebasiertes Handeln ruht in sich selbst und formiert Ergebnisse die sich um die Werte herum aufreihen die als Vorgabe im Raum stehen. Die Ergebnisse sind nicht das Ziel des Handelns sondern das Halten der Werte ist das Ziel der Kraftanstrengung und die Ergebnisse sind ein Nebenprodukt des ganzen und die Ergebnisse sind frei in ihrer Form. Beim wunschorientierten Handeln ist das Ergebnis bereits vorgegeben und nicht frei in seiner Form, sondern ein (realisiertes) Spiegelbild des Wunsches. Frei sind die Werte die man wählt oder vorgibt, unter denen man das Ergebnis erreichen will.
Ausblick und Versuch ein Rätsel zu begreifen (eine Interpretation):
Der Mensch des Logos (der Selbstsüchtige da er immer zu sich selbst zurückkehrt),
errettet den Romantiker der nach dem Wunsch strebt seine Ohnmacht (Leere) zu füllen.
Denn er offenbart dem Romantiker dass sein wunschorientiertes Handeln die Leere und Krankheit verursacht (denn sein Wunsch hinterlässt immer eine Leere des restlichen ungewünschten, was übrig bleibt)
die Rückkehr zum Selbst (die Selbstsucht) befördert das Wissen um das Fördern der Werte die das Selbst schützen durch Erfahren der Gesundheit dieses Zustands an einem selbst.
Das Bewußtsein ist das Wissen darum, dass werteorientiertes Handeln die Ganzheit und Gesundheit befördert und die Leere ebenfalls heilen, da sie auch diese im Selbst hinein aufnehmen und nicht mehr als getrennt davon wahrnimmt.