Die pinke Addidas-Trainingshose war hauteng und mir fiel besonders der knackige Po der jungen Dame auf, wie sie neben ihrem Freund oder Bruder an mir vorbeispazierten. Sie sahen beide so ärmlich aus, in ihren Addidas-Kleidern und es erschien mir irgendwie seltsam, dass ein so hübsches junges Mädchen mit so gepflegten Haaren und offensichtlich gepflegtem Makeup so billige und aus meiner Sicht peinliche Kleidung trägt. Ich konnte meine Augen irgendwie nicht abwenden, wie von einem Unfall und ich suchte nach Flecken auf ihrer Kleidung, denn es schien mir nur logisch, dass jemand der so lächerliche Kleidung wählte vielleicht auch auf absurde Weise seine Kleidung nicht waschen würde. Ungewaschen, ungepflegt. Es wäre nur folgerichtig gewesen, doch ich konnte nur eine Behäbigkeit und Apathie im Gang der beiden feststellen. Aber die junge Dame war mir irgendwie sympathisch ohne dass ich genau sagen könnte warum. Vielleicht tat sie es ja aus Solidarität zu ihrem scheinbar tumben Begleiter, zu dem dieses Outfit offensichtlich zu passen schien, auch wenn sein Dreitagebart und seine Frisur arbeitermäßig-zackig gestutzt waren. Ich konnte nicht verneinen, dass mich diese seltsame Unschicklichkeit mit der sich eine junge Dame so verunstaltete, irgendwie geil machte. Ich ließ diese Gedanken noch eine Zeitlang kreisen und dachte daran, welches Leben sie wohl führen musste und ob sie sich so angepasst kleidete um nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Vermutlich lebte sie in einer Familie, deren Mittelmässigkeit ihr angeraten war. Ich kam dann unvermittelt an meiner Wohnung an und lächelte leicht, als ich Kindergelächter wahrnahm. Ich sah einen Papa auf der Bank sitzen. Er sah mich geradewegs an, als ich so vorbei ging und ich kam mir peinlich zurückgeblieben vor, so mit meinem eher jugendlichen Auftreten. Wie ein junger Mann, oder ein lediger Mann. Ich errinnerte mich daran, dass ich mich wertloser fühlte, weniger Wert als andere Männer in meinem Alter mit denen ich mich verglich und die bereits eine Familie und Kinder hatten. Mein Alltag und meine Wohnung aufzuräumen und zu pflegen erschien mir auch sehr oft als Zeitverschwendung. Mich zu pflegen, schien mir sinnlos, als hätte ich bereits ein Ziel verfehlt, dass zu erreichen in unserer Gesellschaft für alle normal ist. Und jene die dies nicht erreichen können sind seltsam aus der Rolle oder aus der Welt gefallen. Ich erkannte nun, dass ich vielleicht mehr mit dem Mädchen gemeinsam hatte, als ich erst ahnte. Die Rolle des treudoofen Nachkommens, der trotz dem eigenen Sinn und wieder besseren Wissens an dem festhält, was er von seiner Herkunft mitbekommen hat; was er an Werten vorgelebt bekommen hat. Wie traurig, dass ich mich trotzdem nie mit diesem Mädchen in der Jogginghose verstehen würde, obwohl es uns ähnlich ergeht.
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