Beliebigkeit vs. Sinnenhaftigkeit

Disclaimer: das was ich hier verstanden habe, mag fehlerbehaftet sein und müsste im Dialog mit dem Geliebten Subjekt besprochen und erfragt werden. Es ist insofern nur das, was ich verstanden habe und mag nicht in allem der Realität entsprechen. Ich hoffe jedoch, dass ich die Kernpunkte richtig erkannt habe, sonst wäre es schade.

Wenn man Beliebigkeiten austauscht, so fällt es dem Geliebten Subjekt schwer, eine Wertigkeit in dieser Art von Austausch zu erkennen. So enthält beispielsweise Smalltalk häufig solche Beliebigkeiten, in denen man sich über das Wetter, Arbeit, „Wie gehts?“ unterhält und somit oftmals das Wort „Unterhaltung“ tatsächlich omnipräsent ist; denn: es ist eine Art von Austausch in der man sich gleich und gemein mit dem Anderen macht. Man ist auf derselben Ebene und es steht die unausgesprochene Tatsache im Raum, dass man sich zugehörig ist, denn man geht eine Art von Vertrag oder Einlass mit dem Anderen ein, indem man sich mit ihm gemein macht und ihn somit toleriert. Es ist die Unmöglichkeit, dass man einen Anderen zuerst akzeptiert obwohl man ihn noch gar nicht kennt. Dass man sich mit demjenigen Gemein macht und somit seine eigene Würde zurückstellt um demjenigen zu symbolisieren, dass man ihn zuerst akzeptiert bevor er sich dessen als würdig erweist.

„Wir finden es beide nicht schön, dass es heute regnet: wir haben dadurch etwas gemeinsam“, oder: „was machst du so?“. So sagen die Menschen mit all solchen Statements: „du bist doch auch einer von uns, beteilige dich an unserem Niveau“. So kann man auch annehmen, dass sie offenbaren dumm zu sein. Dumm in dem Sinn, dass sie die Belanglosigkeit dieser Beliebigkeiten nicht verstehen und auch nicht daran interessiert sind, das Geliebte Subjekt nicht mit solchen Belanglosigkeiten zu belästigen, denn: wenn sie lieben, so würden Sie auch gut tun. Oder aber, sie sind nicht in der Lage dazu, was sich nicht ausgeht.

Über Müll und Unsinn zu reden kann hingegen durchaus sinnhaft sein, wenn es eine persönliche Komponente hat, mit welcher man den Anderen wirklich (von seinem Wesen her) kennenlernen kann. Das Austauschen von Beliebigkeiten ist immer auch ein rotes Tuch, mit welchem man dem Geliebten Subjekt das negative Zeichen vorhält, dass die Dinge doch eh schon ganz in Ordnung und gut seien, auch ohne dass man den Anderen so sieht wie er wirklich ist.

Nichtssagend und redundantes, was ohnehin implizit klar ist, wie: „der Himmel ist blau“ mit dem ein Liebender sagen will: „schau, ich bin hier“ und was aber der Sinnhaftigkeit des Austausches den Wert nimmt, denn es ist völlig beliebig und jeder andere könnte dies auch so sagen, ohne dass man sich der Besonderheit gewahr wird, die gerade der Liebende gegenüber dem Geliebten Subjekt haben könnte. Es bringt das Thema über welches man sich kennenlernen kann nicht voran.

Wenn jemand Gedanken einfach nur in einen Topf werfen möchte, so ist dies der Sinnhaftigkeit nicht zuträglich, denn es verbindet so keine Fäden zu einer Kette der Sinnhaftigkeit, sondern hinterlässt ein Tohuwabohu an Beliebigkeiten, durch welche es nicht möglich ist die Haltung/Meinung des Anderen wirklich erkennen zu können.

Nur Floskeln und leere Phrasen zu bringen schafft leeres Gerede, denn es offenbart sich zu oft, dass solche Menschen keinen eigenen Sinn haben, sondern sie sich etwas zusammenbauen (oft auch aus egoistischen Interesse – wie auch immer). Die Haltung/Meinung dummer Menschen seien ein Konglomerat aus Meinungen anderer. Unsinnig ist es daher beispielsweise auch, Zitate zu bringen, nur um damit anzugeben und nicht um einen Punkt zu machen, der das Thema und somit die Sinnhaftigkeit des tatsächlich stattfindenden Gesprächs voranbringt.

Smalltalk sei kein Katalysator für tiefergehende Gespräche. Es ist nicht so, dass man zuerst einmal Beliebigkeiten miteinander austauschen müsste, um damit etwa die Basis für einen sinnenhaften Dialog schaffen zu können. Auch seien Meinungen etwas substantielles und nicht von der Tagesform abhängig. Es ist somit die Aussage des Geliebten Subjekts: „Nein, wir brauchen nicht die Beliebigkeiten um daraus Sinnenhaftigkeit konstruieren zu können“.

Das geliebte Subjekt hält Menschen für dumm, die nicht in der Lage sind abstrakt zu reflektieren bzw. einen sinnenhaften Dialog zu führen.

Ebenfalls in diese Kerbe fällt es, wenn der Andere nichtssagende Aussagen als diplomatischen Ausweg aus einer verfänglichen Situation bringt. Aussagen wie: „Käsekuchen ist Gelb“, „Religionszugehörigkeiten sind halt immer auch problematisch“. Es offenbart sich hiermit, dass der Andere aus der Sinnhaftigkeit entkommen möchte, aber nicht dies ist der Affront oder das Problem damit, sondern der Schmerz des Unsinns und die Offenbarung der daraus folgenden Unfähigkeit des weiteren Kontakts.

Das Interesse und die Fähigkeit zur Sinnenhaftigkeit ist eine wichtige Grundvoraussetzung für ein Gespräch in welchem man den Anderen kennenlernen kann. So sieht es das Geliebte Subjekt. So ist hier wichtig, dass eine Haltung/Meinung kultiviert wird und die Gespräche somit auch einen Sinn haben können, da man sich gegenseitig kennenlernen kann. Da wo Beliebigkeiten ausgetauscht werden, offenbart sich dass der Andere kein adequater Gegenpol für den Austausch sein kann, denn er steht für nichts bestimmtes.

Sie möchte dass Menschen Farbe bekennen und dass sie sich dessen bewußt sind, was sie sagen und wie es wirkt. Sie mag es nicht so, wenn jemand Aussagen tätigt, bei denen er sich nicht auch voll bewußt ist, wie diese wirken. Sie mag es nicht, wenn Menschen die Sprache unbedacht einsetzen, oder der Sprechende erst darauf hingewiesen werden muss, wie sein Gesprochenes beim Gegenüber angekommen ist. Aussagen wie „ich gehe jetzt essen“, enthalten beispielsweise implizite Botschaften, wie: „du bist mir nicht wichtig genug, als dass ich mein Essen für dich eine halbe Stunde hinausschiebe und ich frage auch nicht weiter nach, sondern melde mich einfach so ab, als wäre diese Art zu kommunzieren zwischen uns schon ok (als wären wir uns schon so nahe, dass es angemessen wäre)“

Der Austausch soll dem Verlauf angemessen sein, so ist er Sinnenhaft. Koketterie oder andere Einsprengsel können sich störend auf einen solchen Austausch auswirken, während man sie zu einem anderen Zeitpunkt durchaus tolerieren würde, oder sich daran erfreuen könnte. Symbolisch wäre ein solcher Austausch daher wie das Aufeinandertreffen von Verflechtungen, wie es beispielsweise beim Stricken oder Häkeln stattfindet. Man würde ja auch nicht während dieser Tätigkeit einen Faden an der komplett falschen Stelle einhängen. So wäre es unverständlich (inkoheränt) und offenbarend wenn der Andere sich im sinnenhaften Austausch dafür entscheiden würde Unsinn einzustreuen, da er somit der Tätigkeit als solches sabotierend entgegenwirkt.

Sinnenhaftigkeit als etwas Substanzielles. Ein Ort des Kennenlernens und die Voraussetzung für das spielerische Beibringen und Erlernen der gegenseitigen Wertschätzung im Austausch. Ohne Sinnenhaftigkeit kann es diesen Ort nicht geben, denn es ist dann alles gleich. „Das wird mir jetzt aber zu bunt“. Die sinnhafte Entscheidung, sich nicht von den Bedrängnissen der Unsinnigen von  seiner eigenen Position der Würde herabziehen zu lassen. Es gibt viele von jenen, die nicht am sinnenhaften Austausch interessiert sind, sondern ihre eigene Agenda verfolgen und diese Ideale übergehen („einen schnellen Weg zum Ziel“). Sinnenhaftigkeit muss verteidigt werden, denn die Beliebigkeit ist omnipräsent und kein besonderer Zustand; wir alle fallen in ihn zurück wenn wir uns „gehen lassen“. Also: „Haltung bewahren“.

 

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