Augen aus kaltem Feuer.

Disclaimer: das was ich hier verstanden habe, mag fehlerbehaftet sein und müsste im Dialog mit dem Geliebten Subjekt besprochen und erfragt werden. Es ist insofern nur das, was ich verstanden habe und mag nicht in allem der Realität entsprechen. Ich hoffe jedoch, dass ich die Kernpunkte richtig erkannt habe, sonst wäre es schade.

Ein kaltes Feuer ist etwas paradoxes. Ihre Augen strahlen Dominanz, Verachtung, Macht aus. In ihnen glimmt etwas dass nicht brennt. Es glimmt ein Bewußtsein in einer Frische und Kühle wie ein eiskalter Bergsee. Der unendliche Raum des Nachthimmels findet auf wundersame Weise einen Ausdruck in den hochwangigen Zügen ihres Gesichts. Man kann nicht wegsehen, obwohl man ahnt, dass es beleidigend ist, diesen Blick zu prüfen. Schwer zu durchschauen und ohne viel Wimpernbewegung. Ein abschätzender Blick, der auch dann nicht flackert, wenn das Gegenüber auf scherzhafte Weise versucht, diesen Blick besänftigen zu wollen. Urplötzlich wechselt ihr Blick in eine oberflächliche und joviale Persona, wenn sie situationsbedingt mit anderen Menschen auf charmante und betörende Art und Weise belanglose Kurzgespräche führt um beispielsweise eine Bestellung in einem Restaurant aufzugeben. Dieser Wechsel erscheint dem Liebenden als beängstigend, denn der Wechsel offenbart, dass er das Ziel ihres abschätzenden Blickes ist und dass ihm eine besondere Rolle zuteil wird, über welche er sich nicht freuen mag, denn er wird von ihrem Blick geprüft und hat Angst; denn die Augen und Miene verraten, dass sie erfahren und gewohnt darin ist, Menschen auf diese Weise zu prüfen. Er blickt ihr tief in die Augen und fühlt sich für kurze Zeit verloren, fast hypnotisiert von ihren betörenden Pfeilaugen die ihm auf gewisse Weise in die Seele zu blicken scheinen. Er wankt und verzieht das Gesicht, er fühlt sich als würde er in einen Abgrund blicken und plötzlich blickt dieser Abgrund zurück auf ihn und er muss den Blick abwenden denn er fühlt sich überwältigt. Er schämt sich dafür, dass er den Blick abwenden musste. Er schämt sich dafür, dass er ihr zu nahe gekommen ist und dass er etwas getan hat, was sie als Herausforderung oder Beleidigung empfinden könnte. Er nimmt für einen unmerklich kurzen Augenblick Hass in ihrer Miene wahr, als er zu einer Erklärung ansetzt, mit der er versucht sie einzuschätzen, sie zu verordnen und sie in Beziehung zu ihm zu bringen, indem er eine Ausführung über ihre wechselseitige Ähnlichkeit vorbringt. Er kann jetzt nicht anders als ihr zuvor zu kommen, denn er hat Angst davor, große Angst von diesen Augen aus kaltem Feuer verurteilt zu werden. Die Situation ist intim, er prägt sich ihren Blick tief ein und sie sagt etwas davon, dass er sich nichts auf das Treffen einbilden soll. Denn sie hat ihn durchschaut. Sie hat durchschaut, dass er das Bild auf diese Weise in seinem Gedächtnis speichert. Sie hat durschaut, dass er glücklich mit ihrem Bild ist, mit ihrer Präsenz. Seine Gedanken spielen Ping Pong. Er hat nicht genug Zeit, um die Situation einzuschätzen. Er ist aufgeregt und nervös. Ihr Blick fühlt sich an, wie der Blick einer Löwin angesichts einer möglichen Beute. Doch ihr Blick spiegelt auch eine Art von Codex: Eine Justizia, oder eine Art Prinzip leitet ihren Blick. Es ist so, dass ihr Urteil oder ihre Augen aus kaltem Feuer die unbedingte Zielsetzung haben, dass es ihr gut geht und dass sie das Schicksal der Gefangenschaft um jeden Preis vermeidet. So sind ihre Augen und ihr Blick von ihrem tiefen Interesse evoziert, eine sinnvolle Entscheidung zu treffen, welche eine Trennung beinhaltet wenn man sich nicht versteht. Es ist (aus Sicht des Beobachters) eine traurige Treue, deren Blick von viel Verlust und enttäuschten Hoffnungen spricht. Der Liebende hat Angst und Respekt vor diesem Blick, denn er möchte Teil haben an ihrem Codex und ihrer Justizia und weiß und ahnt, dass er sich auf traurige Weise auf die Seite ihres Urteils schlagen wird und sie verlassen wird, um ihr damit in seinen Augen zu zeigen, dass er ihr Urteil für sie spricht. Dass er sich selbst fremdgesteuert verurteilt, indem er ihrer Aura teilhaftig wird und ihren Blick und ihr Ansinnen durch sich selbst sprechen lässt, indem er sich zuerst von ihr verabschiedet. Das Aufeinandertreffen endet somit in Unverständnis für ihn.


Hinweis: Die folgenden Links zeigen Beispiele, die Ähnlichkeiten zu dieser Szene aufweisen. Diese Auswahl habe ich für mich getroffen. Sie kann daher für dich (den Leser) unpassend erscheinen, da es persönliche Kriterien sind.

Antonio Brauner – Besuch am Abend (2003)
Brian Butler – The dove and the serpent
Mike Mathes trifft Claudia Simone Dorchain: Blickregime oder Die Macht des Augenblicks

 

Hinweis: Die hier getroffenen Zuordnungen dienen nur der Unterhaltung, da die Szene immer ein zeitlich stattgefundenes Ereignis zwischen Subjekten ist und daher nur eine Ähnlichkeit dargestellt werden kann.

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