Die Liebesgeschichte wird nur zu oft als Tollheit pathologisiert (eine schmerzliche, krankhafte Krise). In der öffentlichen Meinung wird die exzessive Kraft entwertet. Das allgemein anerkannte Credo ist: Die Liebesgeschichte ist der Zoll, den der Liebende der Welt zu entrichten hat, um sich wieder mit ihr zu versöhnen. Der Diskurs; das Selbstgespräch welches hier auf dieser Seite Schlaglichter auf innerliche Zustände der Seele wirft, will hingegen den intrinsischen Selbstwert nahelegen, der in dem Erleben dieser Zustände und in der Tätigkeit des „im Leiden verharrens“ hervortritt, schämt sich aber gleichzeitig für die tiefere Verankerung. Diese tiefere Verankerung ist: der Grund liegt im Wunsch einen Faden aufrecht halten zu können und das bereits über eine zu lange Zeit, so dass der Faden der einstmals unschuldig, lieb und naiv war allein wegen der langen Zeit des Festhaltens nun grotesk erscheint.
Auf dieser Seite wird von zwei unterschiedlichen Menschen gesprochen. Der Autor (ich) als liebendes Subjekt, an vielen Stellen auch „Retten“ und „Wandel“ benannt und das Geliebte Subjekt, an vielen Stellen auch „Ungeliebt“ und „Würde“ benannt. Es ist vermutlich so, dass diese beiden Menschen grundsätzlich einerseits anziehend aufeinander wirken, sich jedoch grundlegend voneinander unterscheiden und auch abstoßen. Es gab eine Zeit des gemeinsamen Kontakts und gemeinsamen Gesprächen, daraufhin eine längeren Periode des Kontaktverlusts, ein erneutes Wiedersehen und daraufhin eine entgültige Trennung.
Das Hineingeworfen werden des liebenden Subjekts in die Welten der Emotionen und des Verstandes werden unter dem Aspekt von vergehender Zeit betrachtet. In der Welt der Emotionen entbirgt sich das Subjekt aus sich selbst heraus, indem es das hervorbringt und entdeckt was bereits in ihm angelegt ist. Diese Emotionen gleichen expansiven Kräften die aus dem inneren der Seele herrühren. In der Welt des Verstandes wird betrachtet, was auf diese Weise hervorgebracht wurde um das ganze in einen sinnhaften Zusammenhang in der Beziehung zur eigenen Welt zu bringen. Das geliebte Subjekt entnimmt sinnhaften Syntax aus der entbergten Welt des emotionalen Potentials welches der Liebende aufzeigt und verordnet den sinnhaften Syntax dieser individuellen Beziehung im Zusammenhang der Nutzbarkeit für eine positive Welt. Es war zu wenig dieses sinnhaften Syntax (der sinnhafte Faden) und zu viel dieser blinden Emotion (Themenwechsel, Wandel, Unzuverlässigkeit) für das Geliebte Subjekt dem der Verstand und der Syntax mehr bedeutet als das blinde Entbergen von Potentialen.
Das Zusammentreffen dieser beiden Welten wird belebt von dem Bewußtsein der Subjekte. Ihre individuellen Existenzen kreieren das Aufeinandertreffen und lassen sich einander Ruch im Verwinden des gegenseitigen Unfug (was sich nicht fügt). Während dies in der Realität bereits geschehen ist, schreitet der Autor hier noch jene Wege der Phantasie ab, welche aus seinem Wunsch genährt werden die Welt des geliebten Subjekts selbst in sich verwirklichen zu können. Im speziellen ist hier gemeint, dass ihn die Demonstration des Verstandes und des individuellen Charakters beeindruckt und bezaubert hat und er den Werten und Tugenden (Würde) darin gerecht werden möchte. Er möchte diese nur dann in sich selbst Aufleben lassen wenn er sie wahrhaftig verstanden und als Sinnhaft in sich selbst verordnet hat und sie somit mit eigenem Leben erfüllen kann. Er nimmt somit nur das vom geliebten Subjekt für sich an, was er verstehen kann und welchem er durch die Zeit selbstgewählter Einsamkeit erneut in Konfrontation ausgesetzt ist.
Geleitet von dieser Zielsetzung erfährt er sich dennoch auf einer Irrfahrt, in welcher er sich als Getriebener sieht. Getrieben von der Spannung des Aufeinandertreffens die sich in seiner Seele wiederspiegelt und ihn in sich selbst zweierlei Welten erschafft. Er muss die Welt des geliebten Subjekts emotional erfahren können um sie wirklich verstehen können. Dies geht nicht durch Logik allein. Er möchte die Situationen der Ablehnung aus der Sicht des geliebten Subjekts bewerten können, um dadurch den Wert von gemachten Gesprächen im vergangenen Austausch richtig behalten zu können (in/durch diesen Kampf der Ich-haftigkeiten). Angesichts der Wahrhaftigkeit des Kontaktverlusts wird dem Autor immer wieder erneut klar, dass diese Spannung zu einer Leere wird, wenn er erkennt dass das Geliebte Subjekt ihn für seine Spannung beneiden oder verachten würde. Er ist hierbei nicht gefeit vor dem Wunsch mit einer egoistischen Allmachtsphantasie in den Runen der Sinnhaftigkeit (den Worten und Sätzen) die Bedeutung in finaler Weise ergreifen zu können. Immer wieder findet er dann wieder zurück zu dem durchaus gegensätzliche Wunsch das Herz und die Heilung vor diesem zerstörerischen Unterfangen zu beschützen; welches dem geliebten Subjekt spottet und sich immer wieder in Lügen verfängt, nur um Schritte nach vorne zu taumeln in Richtung einer Erkenntnis über das unbewußt wirkende.
Er wärmt sich daran, Schlaglichter zu finden die ihm Themen näherbringen die auf grundlegender Ebene hinter den Zusammenhängen wirken oder älter und vormaliger scheinen als der Konflikt. Es geht hier darum, die Individualität des Wesens gegen die Einschätzung durch eine Schablone zu schützen. Darum, das Individuum freizusprechen angesichts von einzwängenden Selbstverurteilungen und auch um die egoistischen Wünsche, einem geliebten Subjekt etwas beweisen zu wollen; die egoistischen Wünsche wiederum von sich zu weisen, um nicht der Schuld anheimzufallen, die man sich in Illusionen/Phantasmagorien auflädt (immer zu spät von sich zu weisen, erst geweckt durch das Gewissen nach bereits erfolgter Tat). Die Warnungen besagen, dass man sich nicht an einem anderen Menschen oder sich selbst (seiner Würde) versündigen darf, um nicht seiner eigenen Wertlosigkeit (Leere) anheimzufallen: denn man ist ein Mensch mit Gewissen, dem es Kummer bereiten wird, sich selbst oder dem anderen Leid zu tun.
Ist es besser, wenige Worte zu finden und dadurch zu lügen, oder zu viele Worte wie einen Schutzwall vor sich aufzubauen und damit zumindest zu zeigen, dass man eines solchen bedarfs und damit ehrlicherweise zeigt, dass man sich wehren muss. Wehren, gegen das Grübeln über die Ausgänge aus einem selbstgebauten Gefängnis, welches einem doch dazu in die Lage versetzen vermag, sich aus dem begrenzten Bewußtseinszustand befreien zu können, in dem man sich befindet. Wie kann es sein, dass ein Gefängnis der Reflektionen über vergangene Lügen, Unaufrichtigkeiten oder Selbstverlust (Verlust der eigenen Würde) einem dazu verhilft, einen begrenzten Bewußtseinszustand (eine andere Art von Gefängnis) verlassen zu können?
Über solche philosophischen Gedankengänge, klare Syntax (Verstand) als auch über esoterische (vieldeutige) Mysterien werde ich hier sprechen. Ich möchte hier Kräfte darstellen die an sich unvereinbar scheinen und ich möchte ihnen ihre individuelle Besonderheit und Unvereinbarkeit belassen. In möglichst klarsichtigen und dem wahren Trachten meines Herzens weitestgehend treuen Niederschriften, so tiefgehend wie es mir meine zeitliche Verfassung jeweils ermöglicht, möchte ich jenes Erkunden was eines Menschen Herz aufwühlen und über lange Zeit hinweg zu beschäftigen vermag.